Mast und Rigg richtig trimmen

Den Mast mit allen Wanten und Stagen richtig einzustellen ist für viele Segler eine Respekt einflößende Aufgabe. Aber es ist nicht so kompliziert wie man vielleicht annehmen mag. Im Grunde sind nicht mehr als vier Parameter, welche beachtet werden müssen um Ihr Rigg richtig einzustellen:

  • Mastfall
  • der seitliche Trimm
  • Mastbiegung & Vorstagdurchhang

Der Mastfall

Definition: Der Mastfall ist eine Maßangabe dafür, wie weit der Mast von der senkrechten Position in Richtung achtern geneigt wird.

Ein typischer Mastfall reicht von anderthalb bis zweieinhalb Grad bei einem topgetakelten Rigg bis hin zu vier Grad bei einem 7/8-getakelten Regattamast und wird in erster Linie durch die Vorstaglänge bestimmt. Bei einem durchgesteckten Mast muss die Mastfußposition bei einer Änderung des Mastfalls verstellt werden, andernfalls kann es zu Schäden im Bereich der Decksdurchführung kommen.

Durch das vergrößern des Mastfalls wird der gesamte Segelplan nach achtern geneigt. Dadurch wiederum wird  auch der Segeldruckpunkt nach achtern geholt und drückt den Bug in den Wind, der Ruderdruck wird erhöht. Die Vorstaglänge wird je nach Wind loser oder fester getrimmt: Bei wenig Wind wird es verlängert, um Mastfall und damit Ruderdruck zu erzeugen und bei zunehmenden Wind verkürzt, um Druck abzubauen.
Wie viel Mastfall für Ihren Schiffstyp richtig ist, ergibt sich aus dem sog. Lateralplan, welcher Rumpf- und Kielform und die Kielposition relativ zum Segeldruckpunkt berücksichtigt.

Für viele Fahrtenyachten gibt es keine Trimmanleitungen. Um hier die Performance am Wind zu optimieren, wird also etwas Ruderdruck benötigt. Dies gelingt bei einem Ruderanstellwinkel von drei bis fünf Grad bei 8 bis 10 Knoten wahrem Wind im allgemeinen optimal. Um dies zu testen, segeln Sie bei 8 bis 10 Knoten hoch am Wind und lassen dann das Steuer los. Das Boot sollte nun sanft anluven. Wenn es geradeaus läuft oder sogar abfällt, können Sie den Mastfall erhöhen. Falls es zu hart anluvt sollten Sie den Mastfall verringern. Machen Sie diesen Test nur unter idealen Bedingung und nicht zu starkem Wind. Ihr Boot wird andernfalls anluven und zu viel Ruderdruck erzeugen, dann aber nicht wegen eines vermeintlich falschen Mastfalls, sondern weil es zu sehr krängt. Alte Segel, die bereits bauchig sind und nur noch schlecht auftwisten, können das Ergebnis genauso negativ beeinflussen und zu einem stärkerem Ruderdruck beitragen.

Der seitliche Masttrimm

Steht das Rigg nicht mittig über dem Schiff, werden  Performance und Trimm auf beiden Seiten unterschiedlich sein. Zur Überprüfung ziehen Sie am Großfall ein Maßband in den Topp und belgen das Fall. Mit dem Maßband wird auf jeder Seite auf das jeweilige Oberwantpütting oder alternative auf die Süllkante gemessen und so die Mittigkeit des Masttopps sichergestellt.
(Mit einem hochwertigen und reckarmen Fall aus Dyneema, welches durch ein Gewicht beschwert wurde können Sie die Messung auch direkt und ohne Maßband vornehmen.)

Anschließend, werden die Oberwanten auf gleiche Spannung gebracht, z.B. unter zuhilfenahme der Zollstockmethode. Bei einem Mehrsalingrigg folgen dann die Mittelwanten. Diese werden handwarm angezogen – also sobald Sie den ersten Widerstand spüren noch weitere 2 – 3 Umdrehungen maximal.

Als letztes stellen Sie die Unterwanten ein. Hier sollten Sie darauf achten, dass der Mast keine Beule nach Steuerbord oder Backbord bekommt daher wird diese Arbeit am besten zu zweit erledigt. Während einer an der Mastrutschergoel nach oben peilt gibt dieser dem zweiten anweisung, auf welcher Seite wie viel gespannt werden soll.

Wenn das Rigg getrimmt wird, sollten alle Segel abgeschlagen und der Großbaum idealerweise noch nicht montiert sein.

Der endgültig perfekte Trimm lässt sich nur auf dem Wasser feststellen. Perfekte Bedingungen dafür sind ca. 10-12 Knoten Wind. Segeln Sie dazu hoch am Wind mit vollem Druck im Groß- und Vorsegel. Die Oberwanten in Lee sollten jetzt nicht zu viel Lose haben. Gegebenenfalls sollten Sie die Spannung der Wanten erhöhen.

Vorsicht: Bei einer sog. Discontinious-Takelungen wird auch gleichzeitig die Spannung Mittelwanten erhöht!
(Ein Discontinious Rigg ist vorhanden, wenn Sie mehr als zwei Salingpaare haben, an Deck aber kein Mittelwant ankommt.)

Um den Trimm zu prüfen und einen Bauch im Mast zu schnell erkennen peilen Sie während des Segelns von möglichst weit unten an der Achterkante des Mastes die Großsegelnut hoch. Wenn Sie die korrekte Trimm-Einstellung gefunden haben, versplinten Sie alle Spanner sorgfältig, halten Sie alle Einstellungen der Spanner fest und notieren Sie sich diese gut!

Die Mastbiegung & Vorstagdurchhang

Während der Mastfall die Neigung des gesamten Mastes nach achtern beschreibt, ist die Mastbiegung eine Kurve zwischen Großbaum und Masttop – die Mastkurve. Diese Kurve kann man durch Peilen von der Seite schnell erkennen. Mit Hilfe der Mastbiegung verändern Sie die Form des Großsegels maßgeblich. Eine größere Biegung macht das Segel flach – gewollt im oberen Windbereich. Ein gerader Mast hingegen sorgt für ein tiefes Segelprofil.

Egal, welche Art von Rigg Sie haben, Sie sollten mit einer kleinen Vorbiegung Ihren Mast sichern. Wieso sichern? Die Vorbiegung ist die Mastkurve, welche bei losem Achterstag zu erkennen ist. Durch die Vorbiegung wird sichergestellt, dass sich der Mast beim Spannen des Achterstags mittig nach vorne beugt und das Großsegel abflacht. Ein vollständig gerade getrimmter Mast birgt die Gefahr der Inversion, wobei der Mast mittig nach achtern gebogen ist. Eine Vorbiegung ist also wünschenswert und trägt zur Sicherheit bei.

Ein längeres Vorstag vergrößert die Vorbiegung, daher ist es wichtig, zuerst den Mastfall einzustellen. Rund 30 bis 80mm Vorbiegung sind typisch für mittelgroße Boote. Da ein Steckmast im Deck fest eingespannt ist, bleibt Ihnen also nur die Vorstaglänge sowie die Mastfussposition, um die Vorbiegung zu beeinflussen: Mastfuss weiter nach vorne reduziert die Vorbiegung, Mastfuss mehr nach achtern vergrößert diese.

Wenn Ihr Großsegel diagonale Falten von der Schot zum Vorliek wirft, ist das ein klares Zeichen, dass Mastbiegung und die Vorkurve des Großsegels nicht zueinander passen. Wenn Sie solche Falten feststellen können, sollten Sie Ihre Mastbiegung reduzieren. Das erreichen Sie mit rdeuzieren der Achterstagspannung oder, wenn Ihr Rigg gepfeilte Salinge hat, mit höherer Spannung auf Mittel- und Unterwanten.
Bei einem Rigg mit Inline-Salingen (also nicht gepfeilt), die auf topgetakelten Yachten üblich sind, haben die Wanten nahezu keinen Einfluss auf die Mastbiegung. In der Regel sind dann aber laufende Backstagen oder sog. Checkstagen vorhanden, mit denen die Mastbiegung kontrolliert werden kann.

Bei einem modernen 9/10 Rigg mit gepfeilten Salingen kontrollieren Unter- und Mittelwanten den Mast nicht nur seitlich, sondern beeinflussen die  Mastbiegung maßgeblich. Sind diese zu lose, biegt der Mast zu stark und das Großsegel verliert seine Form. Sind sie zu stramm, kann der Mast nicht ausreichend biegen und das Großsegel wird nicht flach genug.

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Die richtige Spannung finden:

Die richtige Spannung häng von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel wie die Kraft in den Rumpf eingeleitet wird oder wie viel Kraft hält die Maststütze oder das Hauptschott aus? Diese Werte können Sie im Zweifel bei Ihrer Werft erfragen.
Eine gute Spannung ist erreicht, wenn beim Segeln „Hoch am Wind“ die Wanten in Lee keine Lose bekommen, denn auch auf Kreuzkursen soll der Mast seinen Trimm vollständig halten.

Nach ca. 3 – 4 Wochen sollte die Riggspannung kontrolliert und ggf. nachgespannt werden.